Wie durch eine gute Fügung kam ich als 66-Jähriger in Zwickau an das Buch von Curd Jürgens (München-Solln 1915-1982 Wien) : "... und kein bisschen weise".
Bei der spannenden Lektüre dieses autobiografischen Geschichten- und Geschichtsbuches fielen mir sehr interessante Sätze auf. Weil sie für das Leben ziemlich aufschlussreich sind, werde ich sie in diesen Blog hineinkopieren:
--> Zitate -->
- Warum ich "…und kein bisschen weise" einen autobiographischen Roman nenne? Weil am Tage, an dem ich begann, auf meinem Kalenderblatt stand: "Wer seine Memoiren schreibt, hat etwas zu verbergen. – Kurt Tucholsky." Und weil ich versuchen wollte, mir selber auf die Spur zu kommen.Die Wahrheit ist ein Fernglas, dessen Randunschärfen Lügen sind.
Begonnen am 25.1.75 auf Great Harbour Cay, Bahamas, beendet am 14.6.76 im "Clos-St-Antoine", Fencherolles bei Paris.
- Shakespeare, Hamlet: So macht Gewissen Feige aus uns allen…
- Der zynische, kalte Beobachter, der Analytiker meiner Gefühle, der Bremsklotz meiner Spontaneität.
- Selbstmitleid kann auch kreativ sein. Was wären Verlaine, Rimbaud, Baudelaire, Rilke und Schnitzler ohne Selbstmitleid?
- (Englands Häuser mit halb Wintergarten, halb Loggia) …denn je schlechter das Klima eines Landes, desto mehr erfreuen sich die Bewohner an bunter, farbenprächtiger Flora.
- Je schlechter das Gewissen, desto stärker die Aggression.
- Es hat Jahre gedauert, bis ich verstehen lernte, dass Höflichkeit wohltuend ist und einem gutfunktionierenden Werkzeug gleicht, dessen Gebrauch zur Verbesserung der Lebensbedingungen dient und das einem hilft, Achtung vor sich selbst zu haben.
- Arabischer Haussegen: Bismillah rahman rahim – Im Namen Allahs, des Barmherzigen.
- Im Dunkeln kann man nicht lügen, entdecke ich. Wenn man im Zweifel ist, ob jemand lügt oder die Wahrheit sagt, braucht man nur die Augen zu schließen und ihm zuzuhören – dann weiß man Bescheid.
- Noch glaubte ich, Besitz mache frei.
- …junge Träumer, die revolutionär sind, weil es ein Alibi schafft, wenn Schwierigkeiten unüberwindlich scheinen.
- Lass die mal erst richtig Karriere machen und Geld verdienen, dann wirst du sehen, wie korrupt sie werden. (über Revolutionäre)
- Peter Altenberg: Das Leben ist die beste Gelegenheit, sich die Welt anzuschauen.
- Simones ehrliche Respektlosigkeit vor dem Geld und den Zielen, die der Motor meines Lebens waren, imponierte mir.
- Deshalb musst du viel lernen, denn es gibt nichts Ekelhafteres als dumme reiche Leute.
- Ohne Präservativ fickt es sich viel schöner.
- Lange dachte ich, es ist die verrottete kapitalistische Gesellschaft, die unseren Glauben, unsere Liebe und unsere Hoffnung aufgefressen hat, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.
- Überall gibt es Lügen. … Und ich, Schauspieler, Gaukler, Filmstar, normannischer Schrank, Koloss auf tönernen Füßen, suche die Wahrheit in den Lügen, welche die Dichter zusammengeträumt haben…
- Heute bin ich ganz sicher, dass mein Unterbewußtsein sich damit beschäftigte, Ersatz zu suchen für Kinder, die mir eines Tages fehlen würden. Oft kommen die besten Resultate durch ein Handikap.
- (in England gelernt) Ein Gentleman ist, wer sich zum höchsten Vorgesetzten genauso benimmt wie zum niedrigsten Angestellten.
- Krankheit macht unglücklich, heißt es, aber vielen merkte man an, dass ihre Krankheit sie ausfüllte und voll beschäftigte.
- Nur entdeckte ich, dass Mitleid auch durch Grausamkeit, bestenfalls durch Schadenfreude zu ersetzen ist. Wenn man es so nimmt, wurde das Krankenhaus eine Vorbereitungsschule fürs Leben.
- Ja, Guben war ein Erfolg.
- Dostojewski: Wenn es einen Gott gibt, wie ertrüge ich es, keiner zu sein?
- Baudelaire: Alles in der Welt schwitzt das Verbrechen aus, die Zeitungen, die Mauern, die Gesichter.
- …ohne den Filter bürgerlicher Kritik, aristokratischer Nostalgie und proletarischer Missgunst.
- Piefkinesisch, das war – wienerisch ausgedrückt – die arrogante Art und Sprechweise der Piefkes, der Preußen.
- Vielmehr ist es jene Spannung, die ich später als Lampenfieber zu diagnostizieren lernte und die ganz anders ist als die, welche sich durch Liebe und Orgasmus löst.
- jener anheimelnde baltische Dialekt…
- Stendhal: Die einzige Entschuldigung Gottes ist, dass er nicht existiert.
- Nietzsche: Das Gute bedarf der Rechtfertigung, nicht das Schlechte.
- (Alkohol) Nach Drehschluss jede Menge, aber jetzt noch nicht. Prinzipien.
- Der zynische Satz: "Liebe ist das beste Mittel, die Frau zu erobern, die man für Geld nicht kaufen kann" sollte beim Schauspieler heißen: "Liebe ist das beste Mittel, eine Partnerin zu erobern, die man mit Talent nicht beherrschen kann."
- Oh, Augenblick, verweile doch… Und machte ausgerechnet in dieser Zeit die bestürzende Entdeckung, dass der Motor meines Handelns, die unstillbare Sehnsucht, verflogen ist, dass die Neugierde erlahmt. Ein kleiner Ansatz von Bauch.
- Mein unsichtbarer Wegbegleiter, der so lange geschwiegen hatte, ließ sich vernehmen: Was du behalten willst um jeden Preis, ist schon verloren.
- Goethe (Wertherbrief): Eine wunderbare Heiterkeit hat meine Seele eingenommen. Ich bin so glücklich, mein Bester…
- Der ernste, forschende Blick tief in die Augen, möglichst, wenn ein Licht das Blau meiner Augen wirkungsvoll zur Geltung bringt, hat sich als unwiderstehlich entpuppt. Als Nummer zwei rangiert gut dosierte Abwesenheit, so dass die Ahnungslose mit bekümmerter Miene kaum umhin kann zu fragen: "Was bedrückt dich?" Bewährt hat sich auch die lange Pause, ehe das Geständnis hervorbricht: "Warum soll man eigentlich nicht darüber sprechen: Ich habe den ganzen Tag an deine Brüste gedacht…"
- Kuntze-Just ist Journalist und Sachse. Er macht seinem Beruf und seiner Heimat Ehre: neugierig, wissbegierig, aufgeweckt, mit einem Schuss gefährlicher Abenteuerlust, dynamisch und kein Kostverächter, stets zu Geselligkeit und Späßen aufgelegt.
- "Kopf hoch", "Überleb's" statt "Heil Hitler"
- Lied: "Es wird a Wein sein und mir wer'n nimmer sein"
- "Doch wer liebt, vergibt."
- Zur Feier meiner Rückkehr gibt es ein Dutzend Rühreier mit darauf gestreutem Kaviar.
- Vielleicht liebe ich die Italienerinnen, die "auguri" wünschen, die Franzosen, wenn sie "Ce qu'on est bien" rufen, die Engländer mit ihrem "Take it easy", die Amerikaner, wenn sie dröhnen "Relax!", die Brasilianerinnen, wenn sie "ole-que-tal" winken, die Araber, wenn sie insch-allah" beten, die Juden, wenn sie "Chuzpe" (intelligente Dreistigkeit) rufen, die Deutschen, wenn sie "Scheiße" sagen!
- Onkel Costia – jüdische Weisheit: Die Schlösser unserer Welt werden mit der Phantasie des kleinen Moritz gebaut.
- Ich entdecke Gereiztheit, Ungeduld, Ungerechtigkeiten und Rechthaberei an mir…
- Lieblingslied: "You belong to me"
- Bismarck: Es gibt Falten, in die lasse ich niemanden hineinsehen.
- Alkohol vereinsamt, hat mal ein Arzt gesagt.
- Ich nehme mich und meinen Reichtum recht ernst, und unmerklich macht sich die Pedanterie und Quengeligkeit der reichen Leute breit.
- Sei nie zufrieden, und du wirst nie wahrhaft unglücklich sein, sei nie weise, und du wirst zufrieden sein.
- Lass deine Frau nie allein, wenn du sie behalten willst.
- Simone, pack die Koffer. Wir fahren nach…
- Ich, der ich mein Leben lang gegen die Ungerechtigkeit der Erbschaft zu Felde ziehe, von der alles Übel kommt, setze mich hin und schreibe ein Testament…
Bei der spannenden Lektüre dieses autobiografischen Geschichten- und Geschichtsbuches fielen mir sehr interessante Sätze auf. Weil sie für das Leben ziemlich aufschlussreich sind, werde ich sie in diesen Blog hineinkopieren:
--> Zitate -->
- Warum ich "…und kein bisschen weise" einen autobiographischen Roman nenne? Weil am Tage, an dem ich begann, auf meinem Kalenderblatt stand: "Wer seine Memoiren schreibt, hat etwas zu verbergen. – Kurt Tucholsky." Und weil ich versuchen wollte, mir selber auf die Spur zu kommen.Die Wahrheit ist ein Fernglas, dessen Randunschärfen Lügen sind.
Begonnen am 25.1.75 auf Great Harbour Cay, Bahamas, beendet am 14.6.76 im "Clos-St-Antoine", Fencherolles bei Paris.
- Shakespeare, Hamlet: So macht Gewissen Feige aus uns allen…
- Der zynische, kalte Beobachter, der Analytiker meiner Gefühle, der Bremsklotz meiner Spontaneität.
- Selbstmitleid kann auch kreativ sein. Was wären Verlaine, Rimbaud, Baudelaire, Rilke und Schnitzler ohne Selbstmitleid?
- (Englands Häuser mit halb Wintergarten, halb Loggia) …denn je schlechter das Klima eines Landes, desto mehr erfreuen sich die Bewohner an bunter, farbenprächtiger Flora.
- Je schlechter das Gewissen, desto stärker die Aggression.
- Es hat Jahre gedauert, bis ich verstehen lernte, dass Höflichkeit wohltuend ist und einem gutfunktionierenden Werkzeug gleicht, dessen Gebrauch zur Verbesserung der Lebensbedingungen dient und das einem hilft, Achtung vor sich selbst zu haben.
- Arabischer Haussegen: Bismillah rahman rahim – Im Namen Allahs, des Barmherzigen.
- Im Dunkeln kann man nicht lügen, entdecke ich. Wenn man im Zweifel ist, ob jemand lügt oder die Wahrheit sagt, braucht man nur die Augen zu schließen und ihm zuzuhören – dann weiß man Bescheid.
- Noch glaubte ich, Besitz mache frei.
- …junge Träumer, die revolutionär sind, weil es ein Alibi schafft, wenn Schwierigkeiten unüberwindlich scheinen.
- Lass die mal erst richtig Karriere machen und Geld verdienen, dann wirst du sehen, wie korrupt sie werden. (über Revolutionäre)
- Peter Altenberg: Das Leben ist die beste Gelegenheit, sich die Welt anzuschauen.
- Simones ehrliche Respektlosigkeit vor dem Geld und den Zielen, die der Motor meines Lebens waren, imponierte mir.
- Deshalb musst du viel lernen, denn es gibt nichts Ekelhafteres als dumme reiche Leute.
- Ohne Präservativ fickt es sich viel schöner.
- Lange dachte ich, es ist die verrottete kapitalistische Gesellschaft, die unseren Glauben, unsere Liebe und unsere Hoffnung aufgefressen hat, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.
- Überall gibt es Lügen. … Und ich, Schauspieler, Gaukler, Filmstar, normannischer Schrank, Koloss auf tönernen Füßen, suche die Wahrheit in den Lügen, welche die Dichter zusammengeträumt haben…
- Heute bin ich ganz sicher, dass mein Unterbewußtsein sich damit beschäftigte, Ersatz zu suchen für Kinder, die mir eines Tages fehlen würden. Oft kommen die besten Resultate durch ein Handikap.
- (in England gelernt) Ein Gentleman ist, wer sich zum höchsten Vorgesetzten genauso benimmt wie zum niedrigsten Angestellten.
- Krankheit macht unglücklich, heißt es, aber vielen merkte man an, dass ihre Krankheit sie ausfüllte und voll beschäftigte.
- Nur entdeckte ich, dass Mitleid auch durch Grausamkeit, bestenfalls durch Schadenfreude zu ersetzen ist. Wenn man es so nimmt, wurde das Krankenhaus eine Vorbereitungsschule fürs Leben.
- Ja, Guben war ein Erfolg.
- Dostojewski: Wenn es einen Gott gibt, wie ertrüge ich es, keiner zu sein?
- Baudelaire: Alles in der Welt schwitzt das Verbrechen aus, die Zeitungen, die Mauern, die Gesichter.
- …ohne den Filter bürgerlicher Kritik, aristokratischer Nostalgie und proletarischer Missgunst.
- Piefkinesisch, das war – wienerisch ausgedrückt – die arrogante Art und Sprechweise der Piefkes, der Preußen.
- Vielmehr ist es jene Spannung, die ich später als Lampenfieber zu diagnostizieren lernte und die ganz anders ist als die, welche sich durch Liebe und Orgasmus löst.
- jener anheimelnde baltische Dialekt…
- Stendhal: Die einzige Entschuldigung Gottes ist, dass er nicht existiert.
- Nietzsche: Das Gute bedarf der Rechtfertigung, nicht das Schlechte.
- (Alkohol) Nach Drehschluss jede Menge, aber jetzt noch nicht. Prinzipien.
- Der zynische Satz: "Liebe ist das beste Mittel, die Frau zu erobern, die man für Geld nicht kaufen kann" sollte beim Schauspieler heißen: "Liebe ist das beste Mittel, eine Partnerin zu erobern, die man mit Talent nicht beherrschen kann."
- Oh, Augenblick, verweile doch… Und machte ausgerechnet in dieser Zeit die bestürzende Entdeckung, dass der Motor meines Handelns, die unstillbare Sehnsucht, verflogen ist, dass die Neugierde erlahmt. Ein kleiner Ansatz von Bauch.
- Mein unsichtbarer Wegbegleiter, der so lange geschwiegen hatte, ließ sich vernehmen: Was du behalten willst um jeden Preis, ist schon verloren.
- Goethe (Wertherbrief): Eine wunderbare Heiterkeit hat meine Seele eingenommen. Ich bin so glücklich, mein Bester…
- Der ernste, forschende Blick tief in die Augen, möglichst, wenn ein Licht das Blau meiner Augen wirkungsvoll zur Geltung bringt, hat sich als unwiderstehlich entpuppt. Als Nummer zwei rangiert gut dosierte Abwesenheit, so dass die Ahnungslose mit bekümmerter Miene kaum umhin kann zu fragen: "Was bedrückt dich?" Bewährt hat sich auch die lange Pause, ehe das Geständnis hervorbricht: "Warum soll man eigentlich nicht darüber sprechen: Ich habe den ganzen Tag an deine Brüste gedacht…"
- Kuntze-Just ist Journalist und Sachse. Er macht seinem Beruf und seiner Heimat Ehre: neugierig, wissbegierig, aufgeweckt, mit einem Schuss gefährlicher Abenteuerlust, dynamisch und kein Kostverächter, stets zu Geselligkeit und Späßen aufgelegt.
- "Kopf hoch", "Überleb's" statt "Heil Hitler"
- Lied: "Es wird a Wein sein und mir wer'n nimmer sein"
- "Doch wer liebt, vergibt."
- Zur Feier meiner Rückkehr gibt es ein Dutzend Rühreier mit darauf gestreutem Kaviar.
- Vielleicht liebe ich die Italienerinnen, die "auguri" wünschen, die Franzosen, wenn sie "Ce qu'on est bien" rufen, die Engländer mit ihrem "Take it easy", die Amerikaner, wenn sie dröhnen "Relax!", die Brasilianerinnen, wenn sie "ole-que-tal" winken, die Araber, wenn sie insch-allah" beten, die Juden, wenn sie "Chuzpe" (intelligente Dreistigkeit) rufen, die Deutschen, wenn sie "Scheiße" sagen!
- Onkel Costia – jüdische Weisheit: Die Schlösser unserer Welt werden mit der Phantasie des kleinen Moritz gebaut.
- Ich entdecke Gereiztheit, Ungeduld, Ungerechtigkeiten und Rechthaberei an mir…
- Lieblingslied: "You belong to me"
- Bismarck: Es gibt Falten, in die lasse ich niemanden hineinsehen.
- Alkohol vereinsamt, hat mal ein Arzt gesagt.
- Ich nehme mich und meinen Reichtum recht ernst, und unmerklich macht sich die Pedanterie und Quengeligkeit der reichen Leute breit.
- Sei nie zufrieden, und du wirst nie wahrhaft unglücklich sein, sei nie weise, und du wirst zufrieden sein.
- Lass deine Frau nie allein, wenn du sie behalten willst.
- Simone, pack die Koffer. Wir fahren nach…
- Ich, der ich mein Leben lang gegen die Ungerechtigkeit der Erbschaft zu Felde ziehe, von der alles Übel kommt, setze mich hin und schreibe ein Testament…