Sonntag, 30. Dezember 2007

Geschichtsschreibung: Unser Jahr 1999

Gent, den 04.12.99
Liebe Verwandte und Bekannte,
wieder geht ein Jahr zu Ende. Die Zeit kommt, um einen "Endjahresbrief" zu schreiben. Obwohl es nun sogar der Brief im letzten Jahrhundert ist, fällt es mir diesmal besonders schwer, eine Einschätzung zu verfassen.Es wird deshalb nicht einfach, weil man als Ostdeutscher 10 Jahre nach dem Mauerfall und 9 Jahren Belgien beide Seiten kennt. Trotz aller Vor- und Nachteile darf man nicht lamentieren, sondern muss eher die positiven Dinge registrieren, die einem ja das Überleben als "Halb-Belgier" auch nur gestatten. Wir erfreuen uns an den zahlreichen Pflanzen auf der Terrasse und in der Wohnung und über ein paar Reisen zu Verwandten und Freunden bzw. zu interessanten 'weißen Flecken' auf der Erde. So hatten wir in diesem Jahr das Glück, im März mit ROTEL-Tours durch Andalusien (Marbella, Cádiz, Córdoba, Granada, Jaén, Málaga, Sevilla, Mérida, Tarifa, Jerez, Ronda), Mittelportugal (Tomar, Fatima, Alcobaça, Nazaré, Lissabon, Setúbal, Alentejo) und die Algarve (Olhao) und sogar nach Britisch-Gibraltar zu fahren. Es war ein besonderes Erlebnis - zurück zu Campingplätzen und einfachem Essen. Aber interessant waren die Mitreisenden, wissbegierig, weitgereist und weltoffen! Die Fülle an Sehenswürdigem auf 2000 Bus-km war gewaltig. Und mittags gab es natürlich auch die Möglichkeit, die Landesküche zu probieren! Im Mai war dann wieder eine "Radel-Woche" angesagt. Wir fuhren die sogenannte österreichische "Süd-Seen-Tour in Kärnten" (Villach, Faaker See, Ossiacher See, Wörther See, Maria Wörth, Klagenfurt, Klopeiner See, St. Veit, Feldkirchen) ab. Immer wieder muss man sagen, Österreich ist ein gutes Gastland!! Im Sommer hatten wir aus Betriebsgründen nur zwei Wochen Urlaub, die wir wieder bei Verwandten in Deutschland (Königs Wusterhausen, Guben, Zwönitz, Dresden, Udenborn) verbrachten. Es tut immer gut, die Mutter, Kinder und Kindeskinder gesund und tatkräftig zu erleben. Auf der Rückfahrt machten wir einen kleinen Abstecher in die Kulturhauptstadt Europas nach Weimar und erhielten dort während einer Stadtbesichtigung viele Informationen zu Goethe, Schiller, Herder, Bauhaus und auch unrühmlichen Historien...Die noch verbleibende Woche nutzten wir im Oktober dann noch zu einer Busfahrt mit einem belgischen Tourismus-Unternehmen in die Provence. Auch das wurde ein Höhepunkt, denn schon An- und Rückfahrt bei Tageslicht durch ganz Frankreich brachte uns viel Neues: Industrierevier bei Lille, Champagne, Bourgogne, Rhôneufer, Beaujolais-Berge, Durchquerung von Lyon und schließlich die Provence (Luberon, Vaucluse, Gordes, Avignon, St. Rémy, Arles, Tarascon, Beaucaire, Pont du Gard, Cavaillon, Les Baux, Salon de Provence) mit Camargue (Les Saintes Maries, Aiguës Mortes, Mittelmeer). Im Spätherbst gab es wieder ein Traditionstreffen von 3 Familien, die in Rumänien zusammen arbeiteten. Da konnten diesmal Halberstadt, Ilsenburg, Braunschweig und Wolfenbüttel etwas erschlossen werden. Natürlich nimmt die Vorbereitung und "Nachbereitung" dieser Reisen, meist in Form von Dokumentationen in Ordnergröße, auch viel Arbeit ein. Aber das ist angenehmer Stress und man lernt ständig dazu!!Heute war in Belgien auch ein positives Ereignis. In Brüssel heiratete der Kronprinz Philippe seine Traumfrau MATHILDE. Nach den vielen Skandalen der letzten Jahre war das ein Fünkchen Hoffnung für eine wieder etwas "heilere" Welt. Eine Woche zuvor hatten wir Gästen aus Guben u.a. in Brüssel die Orte gezeigt, wo sich die Zeremonien abspielten: Rathaus für die standesamtliche Trauung an der Grande Place, die Hochzeits-kathedrale St.Gudele & St. Michiel, sowie die Schlösser in der Stadt und in Laaken.Von der Arbeit gibt es nur zu berichten, dass wir vorläufig noch genügend haben, dass die Anforderungen immer höher werden und es keine nennenswerte Centime dazu gibt. Mit 58 könnte ich zwar in den Vorruhestand gehen, aber da Jutta noch einige Jährchen (7) arbeiten muss, werde ich wohl auch solange noch in den Betrieb gehen. Ich bin aber auf der sicheren Seite, da ich ausscheiden kann, wenn ich wegen Rückenschmerzen oder zuviel unangenehmem Stress nicht mehr könnte. Zu Weihnachten müssen wir hier arbeiten und zum Milleniums-Wechsel treffen wir uns für eine Woche mit Schwägerin und Schwager im Hochsauerland. Nun ist alles von der Seele. Wir hoffen, dass es Euch gut geht und ihr auch wieder einmal etwas von Euch hören lasst.
Von ganzem Herzen wünschen wir Euch weiterhin eine besinnliche Adventszeit,
ein Frohes Weihnachtsfest (Prettige Kerstdagen / Joyeux Noël) und einen Super-Rutsch ins Jahr 2000. Wir drücken Euch
Eure Jutta und Jürgen